Evangelische Kirche

Die Evangelische Kirche Bad Buchau wurde 1894 nach einem Entwurf des einheimischen Werkmeisters F.H. Mußotter errichtet und im September desselben Jahres eingeweiht. Der historische Backsteinbau ist durch die Neogotik beeinflusst. Im Turm hängen drei Glocken in des´-es´-b´, die 1958 bei Heinrich Kurtz in Stuttgart gegossen wurden und auf das Geläute der Stiftskirche abgestimmt sind. Den Innenraum prägen eine Holzdecke, der Taufstein und die Kanzel, vor allem aber das nazarenische Buntglasfenster (1894) mit Jesus und den Kindern.

Die Evangelische Kirchengemeinde hat seit 1955 ein eigenes Pfarramt und umfasst auch die umliegenden Federsee-Gemeinden. Insgesamt zählt sie rund 1050 Gemeindeglieder. Im Jahr 2019 feierte die Gemeinde ihr 125-jähriges Kirchenjubiläum.

Historische Hintergründe – Evangelische Kirche und Kirchengemeinde in Bad Buchau

Evangelische Christen waren seit der Reformationszeit in Oberschwaben anzutreffen. Der evangelische Prediger Johannes Zwick, der bis 1525 Pfarrer in Riedlingen war (Lieder von ihm finden sich im Evangelischen Gesangbuch), belegt dies ebenso wie die Ordnung der ehemaligen Freien Reichsstadt Biberach.

Im Zuge der Gegenreformation wurden viele Evangelische vertrieben oder mussten ihrem Glauben abschwören. In Stadt und Stift Buchau und ihren Dörfern wurden Evangelische bis 1806 nicht geduldet. Im Jahr 1803 kamen Stift und Stadt Buchau durch den Reichsdeputationshauptschluss an die Fürsten von Thurn und Taxis und 1805 unter württembergische Oberhoheit. Das im Zusammenhang mit der Säkularisation und Mediatisierung erlassene Religionsedikt brachte dem Federseegebiet und ganz Oberschwaben die Religionsfreiheit. Evangelische Handwerker, Beamte und Gewerbetreibende kamen nach Buchau. Sie gehörten damals zur altwürttembergischen Gemeinde Pflummern (1829 war Eduard Mörike dort Pfarrverweser). Um 1850 wurde eine Pfarrverweserei in Schussenried errichtet, zu der die etwas mehr als 50 Evangelischen in Bad Buchau gehörten (50 Erwachsene und 6 Schulkinder werden erwähnt). 

Der erste Buchauer evangelische Gottesdienst fand am Palmsonntag, den 16. März 1856, in einem Nebenraum des Meierhofs in Kappel statt. Danach wurde dort alle 6 Wochen Gottesdienst gefeiert. Ab 1859 konnten die Gottesdienste in einem kleinen Saal eines Nebengebäudes im fürstlichen Schloss gehalten werden – ab 1888 an jedem dritten Sonntag –, doch erwies sich auch dieser Raum im Laufe der Zeit als zu klein.

1891 unternahm der Kirchengemeinderat die ersten Schritte für den Bau einer Kirche. In einer Gemeindeversammlung waren sämtliche evangelischen Männer zusammengekommen. Es wurde beschlossen, eine einfache Kapelle mit Aufsatz für eine Glocke aus Backsteinen zu bauen. Mit dem Bau wurde der Buchauer Werkmeister Mußotter beauftragt, der zuvor die Kirchen in Wälde-Winterbach und Mochenwangen gebaut hatte.

Für 1.700 Mark wurde 1891 in der Karlstraße der Bauplatz für die Kirche von dem jüdischen Kaufmann Erlanger erworben. In den Jahren 1893/94 wurde die Kirche erbaut. Die Kosten wurden anfangs auf 15.300 Mark beziffert. Endgültig betrugen sie aber 29.300 Mark. Eine Revision der Pläne durch den Baurat des Oberkirchenrats ergab, dass in dem Plan „verschiedenes zu nieder berechnet und manche Teile im Interesse der Solidität teurer ausgeführt“ werden müssten. Das Glasfenster im Altarraum, das durch die Glasmaleranstalt Ferdinand Müller in Quedlinburg gefertigt wurde, konnte aus Mitteln des Christlichen Kunstvereins Biberach und der Familie Zeller aus Schussenried finanziert werden. Auf eine Turmuhr wurde aus Kostengründen verzichtet. Die Evangelische Gemeinde hatte damals 120 Gemeindeglieder. Die Einweihung der Kirche erfolgte am 27. September 1894 unter großer Anteilnahme auch der katholischen und israelitischen Gemeinde.

Das Ende des zweiten Weltkriegs brachte neue Menschen in unsere Stadt; vor allem Heimatvertriebene aus dem Osten. Die Kirchengemeinde wuchs auf über 550 Gemeindeglieder gegenüber 179 vor diesem Zuzug.

Im Jahr 1950 erhielt die Gemeinde einen eigenen Vikar. 1955 wurde das Vikariat zur Pfarrei erhoben.

Zu den Wegmarken der Gemeinde ist ebenfalls die Erneuerung der Orgel mit ihren 11 Registern, 2 Manualen und 2 Pedalen im Jahre 1980 zu zählen. 1994 wurde die Kirche zu ihrem 100-jährigen Jubiläum grundlegend renoviert. Der technische Standard wurde durch eine Wärmedämmung im Dach, Doppelverglasung der Fenster und Erneuerung der elektrischen Installation erheblich verbessert. Die Außenanlage wurde neu gestaltet und durch das Entgegenkommen der Stadt konnte am Eingang ein größerer Vorplatz verwirklicht werden. Am Erntedankfest wurde sie durch den damaligen Landesbischof Eberhardt Renz wieder eingeweiht. Heute zählt die Evangelische Kirchengemeinde Bad Buchau, zu der die Gemeinden Alleshausen, Allmannsweiler, Betzenweiler (seit Juli 2018), Dürnau, Kanzach, Moosburg, Oggelshausen, Seekirch und Tiefenbach gehören, ca. 1050 Gemeindeglieder. Erfreulich ist das gute ökumenische Miteinander mit den katholischen Kirchengemeinden.

Am 20. Oktober 2019 wurde mit Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July und dem Biberacher Dekan Hellger Koepff ein Festgottesdienst zum 125-jährigen Bestehen der Kirche gefeiert.

Spiritueller
Impuls

Im normalen Leben wird es einem oft gar nicht bewusst, dass der Mensch überhaupt unendlich viel mehr empfängt, als er gibt, und dass Dankbarkeit das Leben erst reich macht. Man überschätzt wohl leicht das eigene Wirken und Tun in seiner Wichtigkeit gegenüber dem, was man nur durch andere geworden ist.

Dietrich Bonhoeffer

Es tut gut, darüber nachzudenken, was uns alles geschenkt ist. Vieles wird uns erst bewusst, wenn es uns fehlt oder genommen wird. Manches setzen wir als ganz selbstverständlich voraus: das Leben überhaupt, die Gesundheit, die Menschen mit denen wir zusammen sind. Im Glauben erfahren wir, dass Gott uns liebt und uns einen neuen Anfang schenkt Tag für Tag.

Nehmen Sie sich hier Zeit dafür, nachzudenken, was Ihnen alles geschenkt ist und was Ihr Leben reich macht. Vielleicht wollen Sie jetzt Gott dafür danken? Vielleicht auch den Menschen, die Sie auf Ihrem Lebensweg begleiten und die für Sie da sind?

„Größe entsteht zunächst – und immer – aus einem Ziel, das außerhalb des eigenen Ichs gelegen ist.“

Antoine de Saint-Exupéry