Vom 03. bis 10. September haben sich 38 Pilger aus unseren Gemeinden und darüber hinaus auf den Weg zu den Stätten des Wirkens Jesu gemacht. Es war eine sehr gesegnete Zeit. Die Atmosphäre in der Gruppe wurde von allen gelobt, wozu natürlich jeder Einzelne mit seiner Umsicht und Geduld beigetragen hat.

Wie das Volk Israel waren wir unterwegs in Galiläa und in den Bergen von Judäa. Unter der kompetenten Führung von Bürgermeister Peter Diesch und Teresa Nurieljan, die uns von der Reiseagentur zur Seite gestellt wurde, fuhren wir nach der ersten Nacht in Tel Aviv zunächst an der Mittelmeerküste Richtung Norden, von Jaffa (Joppe) über Cäsarea am Meer (vgl. Apg 9,32 bis 10,48), über Haifa bis Akko (Kreuzfahrer-Stadt). Von dort ging es in´s Landesinnere an den See Genezareth, wo wir drei Übernachtungen in einem Kibbuz-Hotel genossen. In wunderschönen Vollmond-Nächten am See fand die Gruppe so richtig zusammen im Singen unserer Lieder, die uns auf der ganzen Reise begleiten sollten. Von dort aus konnten wir in den nächsten Tagen leicht Nazareth erreichen und den Berg der Seligpreisungen. Berührende Gottesdienste feierten wir am Ort der Brotvermehrung direkt am Ufer des Sees und auf dem Berg Tabor (Berg der Verklärung). Unsere Gottesdienste wurden von allen teilnehmenden Mitgliedern unseres Pastoralteams gestaltet, von Vikar Laupheimer, Diakon Lerner und Pfarrer Dörflinger und waren musikalisch aus der Gruppe der Teilnehmer unterstützt.

Auch ein Besuch ganz im Norden des Landes, am Bergmassiv Hermon, wo der Jordan entspringt, hat begeistert. Hier, in Cäsarea Philippi konnte sich mancher sein Fläschchen Jordanwasser abfüllen. Wir genossen den Petrus-Fisch in Magdala und eine Bootsfahrt auf dem See Genezareth nach dem Besuch von Kafarnaum, der zweiten Heimat Jesu (vgl. Mk 2,1: „Als er … nach Kafarnaum kam, wurde bekannt, dass er wieder zu hause war.“)

Entlang des Weges Jesu von Galiläa hinauf nach Judäa zogen wir weiter im Jordantal und auf dem Weg der Barmherzigkeit (vgl. Barmherziger Samariter) von Jericho nach Jerusalem hinauf. Wir begegneten der Stadt wie Jesus selber, wenn er die Wallfahrt nach Jerusalem unternahm. Auf dem Palmsonntagsweg machten wir Halt an der Stelle, wo Jesus über die Stadt Jerusalem weinte (Lk 19,41: „Als Jesus näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt“). Hier in der Dominus-Flevit-Kirche hielten wir wieder eine Eucharistiefeier mit Blick auf den Felsendom. In diese Trauer Jesu konnten wir gut alles hinein legen, was wir selber mit Trauer verbanden. Die ersten Begegnungen in der Heiligen Stadt waren dann auch der Kreuzweg, die Via Dolorosa durch den belebten Basar in den Altstadt-Gassen und die Grabeskirche mit dem Ort der Kreuzigung und der Grablegung Jesu. Der Andrang an Menschen und die Bauarbeiten dort ließen uns nicht allzu lange verweilen, sondern einen zweiten Anlauf an einem anderen Tag nehmen, wo es doch etlichen aus der Gruppe gelang, mit genügend „Saflanut“, das ist hebräisch und bedeutet „Geduld“, das Heilige Grab zu betreten.

Bei einem Besuch in Jerusalem darf das Israel-Museum nicht fehlen, wo ein großes Modell der Stadt in antiker Zeit und die Schriftrollen mit den biblischen Handschriften, die in den Höhlen von Qumran gefunden wurden, zu entdecken waren. Ebenso selbstverständlich war für uns der Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Im Tal der jüdischen Gemeinden, die durch die Shoa ausgelöscht wurden, fanden wir auch die Buchauer jüdische Gemeinde. Das Mahnmal für die Millionen von getöteten jüdischen Kindern ging uns sehr zu Herzen.

Wie eine Antwort Gottes darauf empfanden wir den anschließenden Besuch in Betlehem, wo Jesus als Kind in diese Welt kam, auch verfolgt und bedroht und doch eine Botschaft von Gottes Liebe und Leidenschaft für die Menschen. Die palästinensische Reiseleiterin Chadra traf uns mit ihrer Botschaft mitten ins Herz, sie berührte uns durch ihre Person, an der sich viel vom israelisch-palästinensischen Konflikt eingeprägt hatte. Ihre eigene Zuversicht machte uns jedoch auch Hoffnung für einen Frieden im Heiligen Land. Die geistliche Zeit in den Grotten von Betlehem mit dem Weihnachts-Evangelium ging deshalb auch sehr nahe.

Einen Tag reservierten wir für den Besuch in Qumran und auf der Burg Massada auf einem gigantischen Felsmassiv, wo der jüdische Widerstand nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n.Chr. durch die Römer niedergeschlagen wurde. Es wurde auch uns die Gelegenheit gegeben, den „Partisanen-Schein“ zu machen, denn wir leisteten der Hitze (über 40 Grad Celsius) erbitterten Widerstand bis zum letzten Schweißtropfen. Schließlich ergaben wir uns nach einem guten Mittagessen in einem Dattelhain und zerflossen zur „Abkühlung“ in´s Tote Meer hinein, das eine Wassertemperatur von 30 Grad hatte. Die Erfahrung, im Toten Meer zu baden, ist einfach unbeschreiblich. Ein jeder hatte seine Freude daran. Auf dem Rückweg wurde uns noch ein Eindruck vom Georgs-Kloster an einem Felsüberhang im Wadi Qelt im warmen Abendlicht geschenkt.

Den Abschluss bildete am letzten Tag der Besuch in der David-Stadt (ältester Teil Jerusalems) mit dem Wasserkanal-System, das die Menschen schon 1000 Jahre vor Christus zu einer kulturellen Hochleistung anspornte. Auf dem Weg zum Flughafen lud uns Johannes der Täufer in Ein Karem zur Einkehr ein. Hier bei seinem Geburtshaus, wo Zacharias und Elisabeth lebten und wo der Besuch Marias bei Elisabeth stattfand, hielten wir unseren Abschluss-Gottesdienst. In ihm konnte noch einmal alles Bewegende dieser Woche benannt werden und im Benediktus und Magnifikat zum Ausdruck kommen.

Aufs Ganze gesehen erlebten wir eine Fülle von Begegnungen mit Menschen und Orten, die uns nicht wenig angesprochen haben. „Dankbarkeit“ ist wohl die treffendste Umschreibung unserer Eindrücke. Danke für Gottes Schutz und Segen und Danke allen, die zum Gelingen beigetragen haben.

Pfr. Martin Dörflinger