Das Jahr des heiligen Josef ist uns Anlass, uns der Botschaft seines Lebens zu stellen, besonders an seinem Gedenktag, dem 19. März. Josef aus Nazareth hatte andere Pläne für sein Leben, er wünschte sich eigene Kinder, aber er hat sich auf die Weisung Gottes eingelassen. Und er ist auch so zu einem zärtlich liebenden Vater geworden. Die Josefs-Figur in unserer Kirche in Betzenweiler besticht ja dadurch, dass der Jesusknabe dem Josef in den Bart greift, wie es kleine Kinder manchmal tun. Um zu entdecken, was der Mann da im Gesicht hat, muss das Kind eben mal in den Bart hinein fassen und die Barthaare mal um seine Finger wickeln. Oder wir betrachten das Relief des hl. Josef in der Stiftskirche: wir müssen schon genau hinschauen, um zu entdecken, wie das Kind den Zeigefinger des Josef mit seiner Hand festhält. Diese Erfahrung hat Patrick Roth in seinem Roman „Sunrise. Das Buch Josef“ beschrieben. Gerne zitiere ich daraus:

„Es begab sich aber, nah an ein halbes Jahr nach der Geburt, dass Joseph vor Morgengrauen Kind und Frau küsste und loszog gegen Sepphoris … Joseph aber ging ruhig … in Gedanken noch an den Sohn. Der hatte wach gelegen, als die Mutter noch schlief und Joseph sich nach dem Aufstehen zu ihm beugte. Da schloß sich nämlich, kaum berührt, die Hand des Kleinen um Josephs Zeigefinger. Und umgriff zum ersten Mal. So dass Joseph den Finger nicht wegzog, sondern wartete, und den Druck der kleinen Hand genoß und sie sich einprägen ließ seinem Finger. Und da er zeigte sein Gesicht überm Sohn, sah der auf zu ihm, immer noch haltend, strahlte, da der Finger des Vaters zwar zog, der umgreifenden kleinen Hand aber nicht mehr entkam, nur sie heraufzog ein wenig, nachzulassen wieder hinab, Besitz nun der Hand des Kleinen. 

Und Joseph schien’s, als würde er heute nicht gehen gelassen, sondern solle bleiben, das Umschließen zu feiern mit einem, der zugriff und umschloß, ohne müder zu werden, auf immer haltend, wer sich ihm nicht willens entzog. Joseph aber erinnerte, beim Aufgang der Sonne, als die Stadt in Sicht kam, wie Maria ihm vor Tagen das Kind übergab und er es entgegennahm an den Hüften, bevor er’s stützte am Kopf und dann an sich zog, ganz an sich heran…“ 

(aus: Patrick Roth, Sunrise. Das Buch Joseph. Roman; Wallensteinverlag 2012; S. 95-97)

Pfr. Martin Dörflinger