Worte, so heißt es in einer Redensart, sind „Schall und Rauch“. Ist das so? Ich glaube, wir erleben gerade in diesen Wochen und Monaten die Macht der Worte. „America first“ – nur zwei Worte, doch die Wirkung ist immens. „Deutschland den Deutschen“ – nur drei Worte, doch seitdem solche Parolen wieder häufiger zu hören sind, nimmt auch die Zahl ausländerfeindlicher und antisemitischer Anschläge zu. Doch ich möchte gar nicht bei den negativen Beispielen bleiben. Direkt nach seiner Wahl hielt der neue Bundespräsident Frank Walter Steinmeier unter der Überschrift „Ihr macht mir Mut“ eine beachtenswerte Rede. Ich möchte Ihnen daraus kurze Teile noch einmal in Erinnerung rufen. Der Bundespräsident sagte: „Wir brauchen den Mut, zu sagen, was ist – und was nicht ist! … Wir brauchen den Mut, einander zuzuhören; die Bereitschaft, das eigene Interesse nicht absolut zu setzen. … Und wir brauchen den Mut, zu bewahren, was wir haben! … Nein, wir leben nicht auf einer Insel der Seligen. Wir sind Teil einer Welt mit ihren Risiken, und Risiken gibt‘s auch bei uns. Aber: Kaum irgendwo auf der Welt gibt es mehr Chancen als bei uns. Wer, meine Damen und Herren, wenn nicht wir, kann guten Mutes sein? Deshalb, liebe Landsleute: Lasst uns mutig sein! Dann ist mir um die Zukunft nicht bange.“ Mir haben diese Worte gefallen und sie haben mir gutgetan. Welche Folgen sie haben werden, weiß ich nicht, weiß auch der Bundespräsident nicht. Es liegt auch nicht in seiner Macht, das zu beeinflussen. Die Worte sind in der Welt – mögen sie auf guten Boden fallen und Frucht bringen. Und so ist es auch mit dem Wort Gottes. Es ist unsere Aufgabe, es zu verkündigen – mehr können wir nicht tun. Das ist manchmal schwer zu ertragen, weil ich gerne „die Dinge in der Hand habe“, den Erfolg garantieren möchte. Doch viele Erfolge sind einfach nicht erzwingbar. Doch das darf mich nicht von der Verkündigung abhalten. Selbst Misserfolge dürfen mich nicht von der Verkündigung abhalten. Denn für mich geht es nicht um Erfolge, für mich geht es um das richtige Tun. „Lasst uns mutig sein“ – das ist ein pfingstlicher Satz. Mutig wie die Jünger sein, die ihre Kammer verließen, um in Jerusalem und Schritt für Schritt in der ganzen Welt den Glauben zu verkünden. Nicht aus eigener Kraft, sondern durch den Geist, den sie und auch wir empfangen haben. „Lasst uns mutig sein“ – das bedeutet auch, ermutigende Worte zu sagen. Nicht alles aufzuzählen, was vermeintlich oder tatsächlich nicht geht, sondern von Gottes Kraft zu erzählen, der keine Grenzen gesetzt sind. Das Wort Gottes ist eben nicht „Schall und Rauch“, sondern hat in Jesus Christus Fleisch angenommen. Dass das Reich Gottes wächst, steht in Seiner Verantwortung. Es ist – ich sagte es schon – manchmal schwer zu ertragen, den Erfolg nicht selbst garantieren zu können, doch wie entlastend ist es in Wahrheit, dass ich für den Erfolg nicht allein verantwortlich bin, sondern Gott. Mir ist dieser Gedanke so fremd, dass ich ihn mir immer wieder sagen muss. Dass ich den Glauben verkünde im Vertrauen auf Gottes Segen, im Vertrauen auf Gottes Fantasie, im Vertrauen auf Gottes Güte, im Vertrauen auf Gottes Kraft, dass sein Wort überall Frucht bringen kann.
Michael Tillmann