Ruhe-Christi-Kapelle
„Ruhe-Christi“ meint ein Ausruhen Christi während seiner Passion. Jesus wurde bei seiner Verurteilung durch Pilatus gegeißelt und mit Dornen gekrönt, er fand nur wenige Augenblicke der Rast, bevor er das Kreuz auf sich nehmen und den Kreuzweg antreten musste. Dieses Ausruhen meint aber nicht weniger unser eigenes Ausruhen in der Betrachtung dieses Leidens. Ein alter Bildstock des Geißelheilandes bildet den Ursprung dieser Kapelle, deren Anbau im Jahr 1864 fertig gestellt und den Menschen auch die Möglichkeit zum Verweilen vor dieser Darstellung bot.
Historische Hintergründe
Dem Vollocher Bildstock des während seiner Passion ausruhenden Christus („Rastheiland“) aus dem 17. Jahrhundert, bei dem ein steinernes Sühnekreuz aus dem 15./16. Jahrhundert stand, wurde 1864 ein Kirchenschiff angefügt; von 1803 bis 1861 gehörte das Bildstöckchen dem Hause Thurn und Taxis; während dieser Zeit herrschte hier schon ein großer Wallfahrtsbetrieb; allerdings konnte der überdachte Bildstock lediglich ca. 8 Personen Unterstand gewähren, so dass 57 Kappler Bürger es mit der Absicht, eine Kapelle daran zu bauen, im Jahr 1861 für insgesamt 100 Gulden übernehmen konnten. Am 17. Oktober 1864 sollte die feierliche Weihe dieser Kapelle stattfinden, die jedoch wegen Streitigkeiten zwischen Buchau und Kappel ausblieb, was die Gläubigen aber nicht davon abhielt, die Kapelle weiterhin aufzusuchen; die eigentliche Weihe erhielt die Kapelle erst nach der letzten großen Renovierung am 29. Juli 1989 durch Stadtpfarrer Anton Scheffold.

Der zunehmende Verkehr auf dieser Straße, die als Hauptverbindung zwischen Bad Schussenried und Riedlingen genutzt wird, verbunden mit dem allgemeinen Rückgang traditioneller religiöser Ausdrucksformen, hat die Wallfahrten zur Ruhe-Christi-Kapelle total zurückgedrängt. Nicht zurückgedrängt worden ist jedoch die Liebe zur Kapelle von Seiten der Bewohner Kappels und Bad Buchaus, die sich in Form einer großen Heerschar Ehrenamtlicher zeigt, die die Kapelle pflegen und den Schließdienst das ganze Jahr über versehen. Der Verein „Ruhe-Christi-Kapelle 1864 e.V.“ ruft jährlich seine Mitglieder in einer gut besuchten Hauptversammlung zusammen.

Spiritueller
Impuls
Spüren Sie auch die Ruhe, die von diesem Ort ausgeht? Die von der „Ruhe Christi“ ausgeht?
Vielleicht sind Sie ja auch schon oft an diesem Ort vorbei geeilt. Die nebenan verlaufende Straße mit ihrem nie abreißenden Strom von Menschen auf dem Weg, von eilenden, rastlosen, getriebenen Menschen, macht dieses Ausruhen hier zu einem besonderen Erleben.
Unsere Zeit braucht Entschleunigung, braucht den Ausstieg aus dem hart getakteten Alltag: vom schnellen Weg zur Arbeit zum eiligen Weg in die kostbare Freizeit, in der jede Minute zählt; vom Gezwungen werden, hinter einem Lastwagen her zu fahren, nicht überholen zu können, oder hinter einem landwirtschaftlichen Fahrzeug, das den Verkehr „behindert“ hin zur Freiheit, zum „Recht auf ein selbstbestimmtes Tempo“… (wobei niemand auf sein Schnitzel verzichten will, das er durch diese Arbeit unserer Landwirte erst auf den Teller bekommt).
Sie kennen das. Es ist der Fluch unserer Zeit.
Wo kommt unsere Seele zur Ruhe? Was hilft mir denn innezuhalten? Kann ich hier in der Ruhe-Christi-Kapelle erkennen, dass Christus in seinem Leiden nicht an sich gedacht hat, sondern an die geplagten Menschen, sogar an mich? Dass meine Rastlosigkeit auch ein Leiden ist?
Hinter der Kapelle finden Sie ein Kreuz mit der eingemeißelten Inschrift:
„O Heilges Kreuz sei uns gegrüßt, Du Quell, dem alles Heil entfließt“
Die Ruhe und Rast vor der Passion war erst der Auftakt, die Vollendung ist der Friede und die Erlösung durch den konsequenten Weg durch Tod und Auferstehung, auch für Sie.

„Größe entsteht zunächst – und immer – aus einem Ziel, das außerhalb des eigenen Ichs gelegen ist.“