Aussichtsturm auf Kappler Höhe

Auf dem topographisch höchsten Punkt der Gemarkung Stadt Bad Buchau ist auf der Ebene vor dem Wasserbehälter dieser Aussichtsturm errichtet. Er lässt den Blick schweifen über die Alpen im Süden, den Bussen und die Schwäbische Alb im Norden und vor allem über das Städtchen Bad Buchau bis zum Federsee mit seinen Anrainer-Gemeinden.

Spiritueller
Impuls

Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gefällt mir die Welt.

Ich blick‘ in die Ferne,
Ich seh‘ in der Näh‘
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.

So seh‘ ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir’s gefallen,
Gefall‘ ich auch mir.

Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei, wie es wolle,
Es war doch so schön!

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Quelle: Goethe, Faust. Der Tragödie zweiter Teil, 1832. 5. Akt, Tiefe Nacht, Lynkeus der Türmer singend

Auf dem Höhepunkt

Auf dem Rundgang auf unserem Weg haben Sie zu einem „Höhepunkt“ gefunden. Nach dem „Tal der Tränen“ weitet sich der Blick wieder und sieht neues Land, die Weite des Horizonts, die Schönheit der Schöpfung. 

Der Aussichtsturm lädt zum Schauen ein. Die Seele ergeht sich in der geschauten Landschaft. Wir denken unwillkürlich an das Türmerlied aus Goethes Faust. Er sah in allem die ewige Zier. Wir erkennen in dieser Landschaft auch die wechselvolle Geschichte, die über sie hinweggegangen ist. Wir können uns Hatto, den Grafen des Eritgau, Gatten der Seligen Adelindis, hier in seinem Gau ebenso vorstellen wie die Stiftsdamen im Stift Buchau oder die Bussenheiligen wie den Heiligen Gerold. 

Alle diese Menschen haben diese Gegend geprägt. Und heute sind Sie es, die hier leben und unsere Zeit mitprägen. Sie hinterlassen nicht nur einen genetischen Fußabdruck, Sie sind ein Glied in der Kette der Menschheit, das heute ebenso Geschichte schreibt, eine Geschichte der Menschlichkeit. 

So hat die Aussicht, der Überblick und Weitblick nun wieder zur Einkehr bei uns selber geführt. Wer bin ich in der Weite der Schöpfung? Wenn natürlich jeder glaubt, im Mittelpunkt der Erde zu stehen, dann kann ja die Erde rein geometrisch gar keine Kugel sein.

Die Aufschrift auf dem Sockel des Kreuzes neben dem Aussichtsturm gibt uns einen wichtigen Hinweis: „Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld“.

Das Zitat aus dem Vater Unser spricht also von Brot und Versöhnung. Das ist der notwendige Friedensdienst heute. Damit erkennen wir unsere Aufgabe und einen Sinn für unser Handeln.

„Größe entsteht zunächst – und immer – aus einem Ziel, das außerhalb des eigenen Ichs gelegen ist.“

Antoine de Saint-Exupéry