Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt in Kanzach

Spätbarocker Glanz berührt die Sinne

Die katholische Pfarrkirche St. Maria Assumpta (Himmelfahrt) im ummauerten Friedhof ist während der zurückligenden 70er Jahre umfassend restauriert worden. Dabei wurde bestätigt, dass der aus Bruchsteinen gefügte und mit Luken versehene Südostturm mit seinen Backsteinfialen und dem Satteldach ins Spätmittelalter zurückgeht. Seine älteste Glocke, schmucklos und ohne Inschrift, wurde um 1300 gegossen. Das rechteckige Schiff und der dreipassartige geschweifte Chor stammen aus der Regierungszeit der Fürstäbtissin Maria Carolina von Königsegg-Rothenfels. Als Baujahr – Maurermeister war Jakob Steur aus Kappel – ist 1744 überliefert. Leider hat man 1838-1839 einen Teil der originalen Ausstattung entfernt, doch wurde 1915 alles erhalten Gebliebene wieder aufgestellt. Dazu gehört zunächst der spätbarocke Tabernakelaufbau mit Statuetten der Apostelfürsten und einem Nischenkruzifix. Die Madonna dahinter erscheint zwar im Stil des 18. Jahrhunderts, geht aber auf die Zeit um 1450 zurück. Bei der Kreuzigungsgruppe im Schiff handelt es sich um eine Werkstattarbeit Johann Joseph Christians (um 1740/50). Das Barockgemälde daneben entammt einem früheren Nebenaltar, zeigt St. Antonius von Padua und trägt die Signatur Franz Joseph Spieglers (1749). Gegenüber eine Darstellung St. Johann Nepomuks als Patron der Kranken sowie eine spätbarocke Josefsstatuette und eine Sebastiansfigur. Die Statuen im Chorraum zeigen zwei Bischöfe, links der Heiligie Blasius, recht Bischof Ulrich von Augsburg. An den Decken zwischen zartem Bandelwerkstuck zwei Rundgemälde der erhöhten Gottesmutter und eines Phönix (1915). Der Kirchenschatz umfasst Augsburgerisches: eine Strahlenmonstranz mit Rocailleornamenten (um 1746), ein ähnlicher Meßkelch (um 1755) und ein weiterer aus der Wende zum Klassizismus (um 1778), zwei Garnituren Kanontafeln und Reliquienständer (um 1745). Aus dem 16. Jahrhundert mehrere Altarleuchter. Dazu eine im 148. Jahrhundert mit Wappen bestickte rote Kasel. Das benachbarte Pfarrhaus und sein Fachwerkstadel daneben gehen auf das 18. Jahrhundert zurück.

(Aus: „Festschrift zur Einwehung der Halle am Bahnhof in Kanzach am 1. Juni 1986“, mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Kanzach)

Die Kanzacher Pfarrkirche im 20. Jahrhundert

Aus der Pfarrchronik der Gemeinde Kanzach kann die Geschichte unserer Kirche wie folgt ergänzt werden:

Am 1. Juni 1931 wurden durch den damaligen Pfarrer Grupp die zwei Seitenaltäre eingebaut.

Am 27. Juni 1935 wurde bei einem Erdbeben der Turm und das Seitendach beschädigt.

Am 23. April 1945  richteten zwei Panzergranaten am Turm der Kirche erneut einen größeren Schaden an.

Im Jahr 1952 erfolgte als erste größere Baumaßnahme von Pfarrer Brendli die vollständige Innenrestauration der Kirche.

Am Ende des Jahres 1953 wurde das Kriegerdenkmal erneuert.

Am 5. Juni 1956 wurden von der Firma Bachert, Heilbronn, in Anwesenheit einer Kanzacher Abordnung drei Glocken für einen Preis von DM 16.000.- gegossen. Doch es dauerte, bis die neuen Glocken ihren Platz finden konnten. Das Kreisbauamt in Riedlingen hatte festgestellt, dass der Turm die neuen Glocken nicht tragen konnte, so mussten zwei Drittel des Turmes abgebrochen werden. Er wurde neu aufgebaut und dabei um 5 m, auf insgesamt 25 m erhöht. So konnte endlich am 7. Oktober 1956 doch die Glockenweihe und das Richtfest des Turmes gefeiert werden, und am Sonntag, 14. Oktober 1956, wurden mit allen Glocken das Kirchweihfest eingeläutet. An Weihnachten 1956 erstrahlte der Turm und die Uhr in neuem Glanz. In der Pfarrchronik ist nachzulesen, dass die Zahlungen dank der Spendenfreudigkeit der Einwohner keine größeren Schwierigkeiten bereiteten.

1961 wurde das Pfarrhaus renoviert und der Kirchplatz vergrößert, dabei wurde gleichzeitig das Wasch- und Backhaus von Schule und Pfarrhaus abgebrochen.

1962 erhielt die Kriche eine elektrische Heizung, außerdem wurde das Gestühl erneuert.

In den Jahren 1963 und 1964 wurde die Sakristei neu gebaut und der Friedhof, teilweise auch die Mauer erneuert. Dabei wurde der baufällige Ölberg abgebrochen.

1966 erhielt die Kirche einen neuen Außenputz.

Von 1967-1969 wurde der Chorraum mit einem neuen Opferaltartisch erneuert und der Eingang zum Friedhof von der Südseite her abgeschlossen.

In den Jahren 1972 bis 1974 wurde die Innenrenovierung zu Ende geführt. Dabei wurden Hochaltar und Kirchgestühl erneuert, das Kirchenschiff neu bemalt. Am 10. November erfolgte durch Weihbischof Anton Herre die Altarweihe.

1975 wurde die Pfarrscheuer renoviert. Das Kirchendach wurde 1979 erneuert.

1982 erfolgte die Anbringung eines neuen Uhrzifferblattes, gleichzeitig erhielt der Turm ein elektronisch gesteuertes Uhrwerk. Laut Pfarrchronik wurden seit der Währungsreform DM 1.250.000.– für die Kirche, Friedhof und Pfarrscheuer aufgewendet (Stand 1986).

(Entnommen aus Otto Beck, Kunst und Geschichte im Landkreis Biberach, Verlag Jan Thorbecke, Sigmaringen 1983, mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Kanzach)

Die Kanzacher Pfarrkirche St. Maria Assumpta (Mariä Himmelfahrt)

Glasfenster im Chorraum (Ausschnitt) mit Krönung Mariens

Glockengeläut der Pfarrkirche Kanzach

Benedikt Grammer hat über das Geläut der Kirche Mariä Himmelfahrt einen Film gedreht, der unter nachfolgendem Link auf YouTube zu sehen ist. Bitte beachten Sie, dass dort andere Privacy-, Datenschutz- und Nutzungsbedingungen gelten als hier auf den Internetseiten der Seelsorgeeinheit Federsee.