Etwas verstehe ich nicht. Wie kann man nur nicht danken? Das begreife ich nicht. Ein Bekannter hat neulich dem Neffen ein Päckchen geschickt, zum Geburtstag. Dann hat er nichts gehört. Als sie Wochen später telefonieren, fragt der Bekannte: Sag mal, ist eigentlich mein Päckchen zu deinem Geburtstag angekommen? Ach ja, sagt der Neffe, das ist angekommen. Oder die alte Tante, die zu Weihnachten immer so schöne Grüße verschickt. Als ich sie frage, erzählt sie: Nein, antworten tut fast keiner. Wie kann man denn, frage ich mich, nicht danken? Nimmt einfach hin, ohne Sinn und Verstand. Päckchen, Grüße, gute Wünsche. Natürlich kann man mal vergessen zu danken. Im Fluge der Zeiten und im Eifer des Alltags kann das untergehen. Aber immer? Alle Jahre wieder? Danken ist achtsam sein. Nicht danken ist Missachtung. Es geht nicht um höflich sein. Beim Danken geht es um Wert, wie immer im Leben. Ich fühle mich wertvoll, wenn einer an mich denkt, mir ein Päckchen schickt oder eine Karte. Das darf ich nicht einfach hinnehmen. Das wäre Missachtung anderer. Ich will ihm oder ihr zurückgeben, was mir Gutes geschah. Danken ist Menschenpflicht, könnte man sagen. Wer sich beschwert, kann auch danken. Wer mich wertschätzt durch einen Gruß oder ein Geschenk, soll den Wert zurückbekommen. Vergessen ist keine Entschuldigung, auch wenn das passieren kann. Danken ist eine Lebenshaltung. Wer dankt, bleibt lebendig. Nicht nur beim Päckchen. Jeden Tag, den der liebe Gott werden lässt: beim Kaufmann, in der Post, im Lokal, beim Arzt – überall. Dank ist die schönste Währung der Welt – zwischen Menschen und bei Gott. Was ist schon Geld? Im Himmel zählt das nicht. Wer dankt, erträgt die Welt besser. Und macht reich. Zuerst sich selbst.

Michael Becker