Die Stiftskirche St. Cornelius und Cyprian in Bad Buchau

Rokoko trifft Klassizismus

„Lichtdurchflutet, in Gold und Weiß, ausgewogen in der Form, ist sie als ‚weltlich anmutender Festsaal Gottes’ gebaut – im Lande des Barocks eine Einmaligkeit“, so beschreibt ein Kunstführer die Stiftskirche Bad Buchau besonders treffend. Die Stiftskirche wurde nicht als Pfarrkirche erbaut, sondern als Kirche des reichsunmittelbaren freiweltlichen Damenstifts, als Kloster 770 n. Chr. gegründet von dem fränkischen Grafen Warin und seiner Frau Adalinde. Auch die beiden Kirchenpatrone St. Cornelius und Cyprianus verweisen auf die Zeit der Karolinger. Buchau war eines der frühesten Frauenklöster nördlich der Alpen. Im 13. Jhdt. wurde aus dem ursprünglichen Benediktinerinnenkloster das freiweltliche Damenstift für Frauen aus süddeutschem Ur- und Hochadel. Ab 1772 sollte die damals gotische Hallenkirche saniert und renoviert werden. Am Ende wurde beinahe ein Neubau daraus. Die Äbtissin von Königsegg hatte schon vorher einen französischen Architekten für die Baumaßnahmen des Stifts gewonnen: Michel d’Ixnard. Er war Vertreter des neuen französischen Stils, des Klassizismus – für Oberschwaben eine architektonische Umkehr: die klare Gliederung der Waagerechten und Senkrechten, die Maße der Proportionen, der kubisch wirkende Raum. Gold und Weiß prägen den lichtdurchfluteten Innenraum, dessen Eleganz und Würde den Besucher sofort gefangen nimmt. Die Deckenfresken von Andreas Brugger, Schüler des berühmten Malers Maulpertsch, verabschieden sich bereits vom Barock. Ihre Goldrahmung geben ihnen die Wirkung von Tafelbildern. Die Fresken über den Emporen von Joh. Georg Meßmer sind mit ihren Hell-Dunkel-Effekten noch dem Barock verpflichtet. Die Ausstattung der Skulpturen  sind letzte Werke von Vater Christian. Auch der Stukkateur Ruez und sein Werk sind zu nennen. Den Chor beherrscht nicht wie bisher ein mächtiger Hochaltar, hier reduziert sich alles auf das Wesentliche, auf den Opfertod Christi am Kreuz und dessen Nachvollzug auf dem Altar. Die formale Beruhigung, Zartheit und Stille der Skulpturen in der Stiftskirche hebt sie nicht vom barocken Stil ab. Sie bleibt späteste Blüte des schwäbischen Rokoko in glücklicher Harmonie mit einem frühen klassizistischen Kirchenraum, dessen Architektur noch barocke Ausstattung birgt – Beginn einer neuen Stilepoche.

Die Bad Buchauer Stiftskirche von Südwesten aus gesehen

Skulpturengruppe oben am Hochaltar (Johann Joseph Christian, 1776)

Öffnungszeiten

Sommerzeit von April bis Oktober:
täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr

Winterzeit von November bis März:
täglich von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Glockengeläut der Stiftskirche

Ein Film von Benedikt Grammer