„Beeindruckend“, „bewegend“, „echt krass“, waren die Kommentare der Besucher des Vortrages von Torsten Hartung. Der verurteilte Mörder stand den Firmlingen und Besuchern der Seelsorgeeinheit Federsee am Mittwochabend in der Kirche in Kappel Rede und Antwort. Die Zuhörer, der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche, lauschten aufmerksam und sichtlich bewegt dem Referenten zu. Torsten Hartung verbrachte über 22 Jahre seines Lebens in Gefängnissen, über vier Jahre und neun Monaten sogar in Isolationshaft. Wie es soweit kommen konnte, erzählt er in bewegender Art und Weise seinem Publikum. Mit sieben Jahren wird er von seiner Mutter blutig geprügelt, die ihm anschließend erzählt, dass sie sich seinetwegen aufhängen wird. Mit dem Kartoffelmesser versucht er die Wäscheleine zu durchtrennen, um seine Mutter vor dem Tod zu bewahren, um dann festzustellen, dass sie gar nicht vorhatte, sich das Leben zu nehmen.

Im Publikum ist es mucksmäuschenstill als Torsten Hartung den zehnjährigen Tommy aus dem Publikum holt um zu sagen: „So alt war ich, als mein Vater mich mit solcher Gewalt prügelte, dass meine Mutter schrie, er solle von mir ablassen, sonst werde ich sterben. In diesem Moment beschloss ich nicht mehr Opfer zu sein, sondern Täter zu werden.“ Die Spirale der Gewalt und Lieblosigkeit dreht sich bis zu seinem 18. Geburtstag weiter und er macht zu dieser Zeit seine ersten Erfahrungen im Gefängnis. Nach der Trennung von seiner Freundin, mit der er siebeneinhalb Jahre zusammen ist und die ihm gesteht: Ich kann nicht mehr, übergibt er seine Seele an den Teufel. Bedingung: eineinhalb Jahre in Saus und Braus zu leben. Nach und nach baut er einen Autoschieberring auf, stiehlt teure Luxusautos in Millionenhöhe und schleust sie nach Russland. Torsten Hartung wird ganz leise als er erzählt, dass seine Gewalt ihren „Höhepunkt“ im Mord eines Mitgliedes der Bande nimmt, welcher seine Stellung in Frage stellt. Während eines Besuches in San Salvador, einem Wallfahrtsort, besichtigte er zufällig eine Kapelle. Dort verspürte er zum ersten Mal ein „angenehm, schönes Gefühl“ und hinterließ die Bitte : Ich wünsche mir Glück für mein Leben. Auf welche Art und Weise Gott seine Bitte ernst nahm, konnte er damals nochnicht ahnen.

Nachdem er von Interpol überführt wird, beginnt für ihn eine lange Zeit im Gefängnis. In der über vierjährigen Isolationshaft setzt er sich mit seinem Leben, seiner Schuld und dem Glauben auseinander. Als er wieder einmal auf seinem Bett liegt wird ihm ganz klar, dass er so nicht länger leben möchte und weint bitterlich über sein Leben und seine Schuld. In diesem Augenblick hört er eine Stimme, die ganz liebevoll und barmherzig sagt: Ich weiß!“ „In diesem Augenblick ist mein ganzes Weltbild in sich zusammengefallen. Denn da wusste ich auf einmal, dass es Gott wirklich gibt. Er war bei mir!“ – so beschreibt Hartung die Wende in seinem Leben. Er ist überwältigt von Gottes Existenz so real erfasst zu werden, beginnt sich mit dem Glauben und der Bibel auseinanderzusetzen und legt ein umfassendes Geständnis ab. Einige Zeit später lässt er sich taufen und festigt in den weiteren 15 Jahren in der Haft seinen Glauben. Mit 720 Mark wird er aus dem Gefängnis entlassen und wird von einem Freund animiert an einer Wallfahrt teilzunehmen. Dort lernt er einen koreanischen Priester kennen, der möchte, dass er die Geschichte seiner Bekehrung in Korea erzählt. „Und dort durfte ich dann ein weiteres Geschenk vom lieben Gott empfangen,“ erzählt er den aufmerksamen Zuhörern. Er habe 2 Jahre lang den lieben Gott um eine christliche Partnerin gebeten und dieser Wunsch sei ihm dort erfüllt worden. In Korea lernte er seine Frau Claudia kennen, mit der er in der Zwischenzeit für entlassene Straftäter sorgt. Seinen Zuhörern gab er mit auf den Weg, den lieben Gott immer wieder zu fragen: „Was soll ich tun ? Was ist der nächste Schritt ?“ um dann aufmerksam zu lauschen, welche Antwort er geben wird.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Besucher die Möglichkeit mit dem Referenten, mit Priester oder untereinander über das Gehörte zu sprechen und sich auszutauschen.

Torsten Hartung freut sich über Spenden für die Pastorale

Gefängnisarbeit, Maria Hilf-t e.V.

Spendenkonto: Postbank Leipzig

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